Unser täglicher Begleiter – warum Farben wichtig sind
Farben umgeben uns tagtäglich und überall. Sie beeinflussen unser Befinden und Verhalten – teils bewusst, teils unbewusst. Schon Goethe erkannte im 19. Jahrhundert in seiner Farbenlehre, dass Farben Gefühle auslösen:
„Farben und Bilder sprechen eine Sprache, die Worte nicht ausdrücken können. Sie kommunizieren auf einer viel tieferen Ebene und sind daher überzeugender.“
Heutzutage werden mehr als sieben Millionen Farben unterschieden – und jede ruft andere Assoziationen hervor. Ein wichtiger Grund, weshalb du dich unbedingt genauer mit der Wirkung von Farben auseinandersetzen und diese gezielt in deine Marketingmaßnahmen integrieren solltest. Hinzu kommt, dass jeglicher visueller Content – von Infografiken über GIFs bis hin zu ganz normalen Bildern – aktuell beliebter ist denn je.
Gleiche Farbe, andere Wirkung: Farben im Detail
Rein physikalisch betrachtet sind Farben elektromagnetische Schwingungen: Die Lichtstrahlen der Sonne breiten sich geradlinig aus und brechen sich in kleinen Wassertropfen der Atmosphäre, die als Glasprisma fungieren. Durch ihre unterschiedlichen Wellenlängen ist die Brechung der Lichtstrahlen unterschiedlich stark – und so fächern sie sich in Spektralfarben auf. Unser Auge nimmt diese dann jeweils anders wahr.
Das klingt fast so, als müsste jeder Mensch die einzelnen Farben gleich wahrnehmen und deuten – so ist es aber nicht. Wieso assoziieren Menschen in Deutschland die Farbe Weiß mit Hoffnung, obwohl diese in vielen anderen Ländern als Farbe der Trauer gilt? Die Wirkung von Farben ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig: Frühere Erfahrungen, kulturelle Hintergründe, das Geschlecht oder der Kontext führen dazu, dass wir nicht jeder Farbe eine konkrete Emotion zuordnen können. Da Farben emotionale Botschaften direkt an unser Gehirn transportieren – und das ohne Umweg über den Verstand – sind die darüber vermittelten Botschaften meist unterbewusst und ungefiltert und daher in vielen Fällen besonders wirksam. Im Marketing solltet ihr euch daher der einzelnen und teilweise weniger beinflussbaren Wirkungen von Farben bewusst sein, denn die Einstellung einer Person zu einer Farbe wirkt sich auch auf das in eben dieser Farbe dargestellte Produkt oder Marke aus. Auch wenn die mit einer Farbe assoziierten Emotionen sehr individuell sind, existieren gewisse Muster in der Wahrnehmung der Farbe, die wir dir im Folgenden vorstellen.
Welche Farben gibt es?
Menschen können bis zu sieben Millionen unterschiedliche Farben wahrnehmen. Auch wenn wir nur zwei Millionen davon bewusst erkennen und benennen können , ist es schwierig, aus dieser riesigen Auswahl den richtigen Farbton zu wählen. Grundsätzlich unterscheiden wir diese Vielzahl von Farben in Primär-, Sekundär- und Tertiärfarben:
- Primärfarben: Rot, Gelb und Blau → die drei Grundfarben, die sich nicht selbst aus anderen Farben mischen lassen.
- Sekundärfarben: Orange, Grün und Violett → die drei Farben, die entstehen, wenn du jeweils zwei Primärfarben miteinander mischst.
- Tertiärfarben: die sechs Farben, die entstehen, wenn du eine Primär- mit einer Sekundärfarbe mischst.
Welche Farbe soll ich wählen?
Fast jeder Mensch hat eine oder mehrere Lieblingsfarben. Diese sollten aber bei der Wahl des Online-Auftritts in den Hintergrund treten. Denn hier ist es entscheidend, dass die Farben zu deiner Zielgruppe und deinem Unternehmen passen. Es ist also wichtig, welche Art von Content du gestalten willst und an wen er sich richtet.
Da die Assoziationen zu einzelnen Farbtönen sehr persönlich, individuell und beeinflussbar sind, kommt es häufig vor, dass Menschen etwas völlig anderes wahrnehmen als beabsichtigt . Daher möchten wir euch statt einzelner Farb-Assoziationen interessante Kontraste und Farbschemata vorstellen, nach denen ihr eure Marketingaktivitäten gestalten könnt. Wer mehr zu den Wirkungen von einzelnen Farben lesen möchte, findet hier einen spannenden Artikel.
Farbschemata
„So wie ein Wort erst im Zusammenhang mit anderen Worten seine eindeutige Bedeutung erhält, genauso erhalten die einzelnen Farben erst im Zusammenhang mit anderen Farben ihren eindeutigen Ausdruck und genauen Sinn.“ – Johannes Itten
Manche Farben passen gut zueinander, andere nicht. Goethe fand damals schon heraus, dass Farben ihre beste Wirkung durch Kontraste entfalten. Damit deine Marketingmaßnahmen gut ankommen, solltest du dir ein stimmiges Farbkonzept überlegen und die folgenden Erkenntnisse in deine Arbeit mit einfließen lassen:
Kontrast durch Komplementärfarben: Den höchsten Kontrast, mit dem du am meisten Aufmerksamkeit erzeugst, erreichst du mit Komplementärfarben. Das sind die Farben, die sich im Farbkreis genau gegenüberliegen. Da der Kontrast sehr stark ist, solltest du eine der beiden Farben als Hauptfarbe wählen und die andere, um Akzente zu setzen. Gillette wirbt beispielsweise mit den Komplementärfarben Orange und Blau und erzeugt dadurch einen Kontrast, der sofort auffällt. Die Wirkung der Farben: Blau vermittelt ein Gefühl von Vertrauen und die Farbe Orange stimuliert. Die beiden Farben kombiniert erzeugen einen starken Kontrast, der sofort ins Auge sticht.
Kalt-Warm-Kontrast: Sehr beliebt ist auch der Kontrast von warmen und kalten Farben. Warme Farben, also alle von Gelb bis Pink, stehen für Energie, Helligkeit und Aktivität. Die kalten Farben, von Violett bis Grün, werden mit Ruhe, Frieden und Klarheit verbunden. Außerdem wirken kalte Farben weiter weg, und warme Farben sehr nah. Das bedeutet, wenn du kalte und warme Farben verwendest, kannst du damit eine räumliche Wahrnehmung erzeugen. Die Wirkung eines Kalt-Warm-Kontrasts hat sich beispielsweise Pepsi in seinem Logo zunutze gemacht. Es wird ein 3D-Eindruck erzeugt – das Logo wirkt lebendig und fällt auf.
Analoge Farbschemata: Bei harmonischen und kontrastarmen Inhalten bietet sich ein analoges Farbschema an. Dabei wird jeweils eine Hauptfarbe mit den zwei im Farbkreis danebenliegenden Farben kombiniert – also den farblichen Nachbarn. Design Space hat beispielsweise auf diesen Kontrast in seinem Logo zurückgegriffen. Wie ihr auf dem Bild seht, ist der Kontrast zwar nicht sonderlich hoch, die einzelnen Farben harmonieren aber perfekt. Das analoge Farbschema bietet sich daher für alle Bilder, Grafiken oder Logos an, bei denen die einzelnen Komponenten nahtlos ineinander übergehen und ein harmonischer Gesamteindruck erzeugt werden soll.
Monochrome Farbschemata: Ein monochromes Farbschema erzeugt Struktur in deinem Marketing. Die Verwendung von nur einer einzigen Farbe in verschiedenen Schattierungen oder Tönungen wirkt sehr elegant und ist wenig kontrastreich, dafür aber harmonisch. O2 verwendet in seinen Kampagnen ein monochromes Farbschema und schafft so ein elegantes, übersichtliches, zeitloses und perfekt zusammenpassendes Gesamtbild.
Triadische Farbschemata: Bei einem triadischen Farbschema verwendest du drei Farbtöne, die gleichmäßig im Farbkreis verteilt sind. Im besten Fall haben diese den gleichen Abstand im Farbkreis und sind daher auch gleich hell. Obwohl die Farben in starkem Kontrast stehen, harmonieren sie perfekt miteinander. Der visuelle Kontrast betont jedes Element. Gerade bei kontrastreichen, lebendigen Inhalten ist die Verwendung eines triadischen Farbschemas sinnvoll. Wenn dir der Kontrast zu auffällig ist, kannst du dich für eine Hauptfarbe entscheiden und die anderen beiden als Akzentfarben nutzen. Das Burger-King-Logo ist das ideale Beispiel für ein triadisches Farbschema: Gelb, Rot und Blau haben den gleichen Abstand im Farbkreis und sorgen in der Kombination dafür, dass das Logo sehr auffällig ist und einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.
Alles auf einen Blick: Was solltest du bei deinem Marketing beachten?
- Farben können einen enormen Einfluss auf die Performance deiner Marketingaktivitäten haben. Studien zeigen, dass sich Kaufentscheidungen bis zu 90 Prozent auf bestimmte Farben zurückführen lassen.
- Da Farben meist unterbewusst wirken, sind diese überzeugender.
- Es gibt Primär-, Sekundär- und Tertiärfarben, auf denen viele weitere Farbschemata aufbauen.
- Da die Farbwahrnehmung individuell ist und von diversen Faktoren wie Alter, Kultur oder Geschlecht beeinflusst wird, solltest du auf Farbschemata zurückgreifen.
- Jedes einzelne Farbschema hat eine andere Wirkung. Achte daher darauf, dass die einzelnen Farben zu deiner Message, deinem Unternehmen und der Zielgruppe passen.