Manche benötigen sie für ihre Bachelorarbeit oder Masterarbeit, andere für eine wissenschaftliche Ausarbeitung oder einen Roman: Lektorate. Gerade in Zeiten der Künstlichen Intelligenz stellt sich dabei häufig die Frage, ob es Lektorate aus Menschenhand eigentlich noch braucht – schließlich beherrschen ChatGPT und Co. zahlreiche Sprachen sowie Regeln der Rechtschreibung und Zeichensetzung. Es zeigt sich jedoch immer wieder, dass Lektorate auch heute unverzichtbar sind, um hochwertige Texte zu produzieren, ganz gleich, ob Abschlussarbeiten oder kreative Werke lektoriert werden.
Im Folgenden erfährst du zum einen, was Lektorate eigentlich sind und was sie vom Korrektorat unterscheidet. Darüber hinaus zeigen wir dir, worauf Lektorinnen und Lektoren achten sollten, damit der Text gelingt. Außerdem geben wir dir nützliche Tools und Tipps an die Hand, mit denen du deine Fähigkeiten beim Lektorieren verbessern kannst.
Was ist ein Lektorat?
Definition und wichtige Faktoren
Ein Lektorat ist im Wesentlichen die Überprüfung eines geschriebenen Inhalts. Das Spektrum reicht dabei von Bachelor- und Masterarbeiten bis hin zu Romanen, Werbetexten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Das Lektorat übernimmt dabei die Aufgabe der Qualitätskontrolle: Auf diese Weise wird sichergestellt, dass ein Text sowohl inhaltlich korrekt als auch kohärent und stilistisch angemessen ist. Die folgenden Faktoren spielen für Lektorate eine Rolle:
- Sprachliche Korrektheit: Für deinen Text ist es von entscheidender Bedeutung, dass er frei von sprachlichen Fehlern ist. Dadurch hebst du nicht nur die Qualität und die Verständlichkeit deiner Arbeit, sondern erhöhst auch deine Autorität. Leserinnen und Lesern neigen nämlich dazu, Autorinnen und Autoren mit sprachlich angemessenen Texten als kompetenter und zuverlässiger zu betrachten.
- Stil und Ausdruck: Beim Lektorieren deines Textes muss die Lektorin der Lektor wissen, wer eigentlich die Zielgruppe ist. Dahingehend werden Sprachstil und Ausdruck überprüft und unter Umständen angepasst.
- Kohärenz und Struktur: Der berühmte „rote Faden“ ist nicht nur eine Floskel, die wir oft in der Schule zu hören bekommen. Tatsächlich benötigt dein Text eine sinnvolle Struktur und einen logischen Aufbau. So erleichterst du es deinen Leserinnen und Lesern, deinen Ausführungen zu folgen.
- Inhaltliche Prüfung: Stimmen die Informationen, die mein Text enthält? Sind sie aktuell und nicht veraltet? Lektorinnen und Lektoren sorgen dafür, dass du beide Fragen mit „Ja“ beantworten kannst.
Lektorat oder Korrektorat – wann brauche ich was ?
Auf der Suche nach einer geeigneten Person zur Überprüfung deiner Texte stößt du womöglich auf zwei Begriffe: Lektorat auf der einen, Korrektorat auf der anderen Seite. Was aber ist der Unterschied zwischen beidem?
Ein Lektorat bezieht sich auf den Gesamtfluss des Textes. Dabei geht es um Struktur, Kohärenz, Stil und Sprache. Korrigiert werden orthografische und inhaltliche Gesichtspunkte. Je nachdem, welche Ansprüche an den Text gestellt werden, kann dies sehr granulare Anpassungen nach sich ziehen.
Der Fokus eines Korrektorats liegt auf der Bereinigung von sprachlichen Fehlern. Bei dieser Form des Korrekturlesens werden Irrtümer in Bezug auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung korrigiert. Dadurch ist das Korrektorat meistens etwas weniger umfassend als das Lektorat.
Fallen beim Korrektorat inhaltliche Schnitzer auf, werden diese in der Regel auch angemerkt. Dennoch solltest du beachten, dass dies nicht die eigentliche Aufgabe einer Korrektorin bzw. eines Korrektors ist.
Lektorate: über die Bedeutung und Relevanz
Wieso ein Lektorat entscheidend sein kann
Na klar: Ob die Bachelorarbeit gut, der wissenschaftliche Text Teil der Forschung wird oder der SEO-Text gut rankt, hängt nicht nur vom Lektorat ab. Die Bedeutung des Korrekturlesens sollte allerdings nicht unterschätzt werden. Lektorinnen und Lektoren können unter anderem für Folgendes sorgen:
- Qualitätssicherung: Lektorate gewährleisten, dass dein Text sprachlich und inhaltlich korrekt, stilistisch ansprechend und zugleich kohärent sind. Außerdem stellen sie sicher, dass deine Erkenntnisse und Fakten relevant sind – insbesondere bei schnelllebigen Informationen ist dies wichtig.
- Textfluss und Verständlichkeit: Ein guter Text zeichnet sich dadurch aus, dass Leserinnen und Leser ihn gleichermaßen schnell und einfach verstehen können. Ist dies nicht von Beginn an der Fall, unterstützt das Lektorat dabei, gerade auch bei komplizierten Sachverhalten.
- Zielgruppen erreichen: Dein Text klingt gut, ist aber nicht optimal auf deine Zielgruppe zugeschnitten? Lektorinnen und Lektoren helfen dir dabei, die geeignete Ausdrucksweise zu wählen, um deine Zielgruppe effektiv anzusprechen.
- Einheitlichkeit: Oftmals ist es wichtig, dass deine Texte einen ähnlichen Sprachstil aufweisen – schließlich kann es irritierend wirken, wenn du einmal sachlich und neutral, ein anderes Mal blumig und ausschweifend schreibst. Damit sich ein einheitlicher Stil durch deine Texte zieht, nimmt das Lektorat unter Umständen entsprechende Anpassungen vor.
Welche Arten von Lektoraten gibt es?
Vom Kreativ- bis zum Fachlektorat
Wenn du weißt, dass deine Texte ein Lektorat benötigen, solltest du dir zunächst einmal im Klaren sein, um was für Texte es sich eigentlich handelt. Dementsprechend gehst du anschließend auf die Suche nach einer Lektorin oder einem Lektor – je nach Art des Textes unterscheidet sich nämlich auch das Lektorat.
Im Folgenden findest du eine kurze Übersicht über verschiedene Lektorate:
- Sprachliches Lektorat: Sprachliche Lektorate ähneln einem Korrektorat. Texte werden auf Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung überprüft, allerdings gibt es auch stilistische Anpassungen.
- Kreativlektorat: Beim Kreativlektorat werden zum Beispiel Romane oder Drehbücher lektoriert. Feedback gibt es neben Sprache und Stil auch zu Handlungen, Figuren und Erzählstil.
- Online-Lektorat: Anders als in Printmedien erfüllen Online-Lektorate andere Ansprüche. Lektorinnen und Lektoren achten zusätzlich zum „normalen“ Lektorat zum Beispiel auf SEO-Aspekte wie Keywords und Meta-Daten.
- Werbelektorate: Blogbeiträge, Flyer und Plakate benötigen natürlich auch ein Lektorat. Hierzu sind neben sprachlichen auch den Markt und die Werbung betreffende Kenntnisse wichtig.
- Fachlektorat: Last, but not least – Fachlektorate. Dabei benötigen Lektorinnen und Lektorate häufig entsprechende Fachkenntnisse, beispielsweise bei den Themen Recht, Medizin oder Technik.
Lektorate im Online-Marketing: wichtig oder unwichtig?
Auch für uns als Online-Marketing-Agentur sind Lektorate von großer Bedeutung. Einerseits spielen sie unserer täglichen Kundenarbeit eine Rolle. Erstellen wir Content für einen unserer Kunden, soll dieser sowohl qualitativ als auch sprachlich überzeugen. Deshalb arbeiten unsere Lektorinnen und Lektoren mit großer Sorgfalt an den Texten und denken mithilfe unseres interdisziplinären Ansatzes auch an SEO-Aspekte, die für ein gutes Ranking entscheidend sind.
Andererseits sind Lektorate für unseren Auftritt als Agentur relevant. Ein gelungener Websiteauftritt setzt sich aus vielen verschiedenen Komponenten zusammen – dazu zählen auch fehlerfreie und ansprechende Texte.
Fähigkeiten und Aufgaben: das Lektorat als Allrounder
Welche Kompetenzen wirklich wichtig sind
An oberster Stelle steht für Lektorinnen und Lektoren natürlich, dass die von ihnen gelesenen Texte fehlerfrei sind, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Ersteres erfordert umfassende Kenntnisse der Sprache, auf der der Text geschrieben ist – dies bezieht sich auf die Rechtschreibung, auf die Grammatik und die Zeichensetzung. Damit aus dem Korrekturlesen dann ein richtiges Lektorat wird, ist außerdem ein Gefühl für sprachliche Feinheiten nötig. Häufig tritt der Fall auf, dass ein Satz zwar sprachlich korrekt, für die Lesenden aber nicht ansprechend formuliert ist. An dieser Stelle braucht es beim Lektorieren ein Verständnis für kleine, jedoch notwendige Anpassungen.
Wichtige Fragen, um solche Feinheiten herauszukristallisieren, können sein:
- Welche Ansprüche an den Text gibt es, zum Beispiel mit Blick auf Erzählperspektive, Ansprache und Sachlichkeit?
- Wird der Lesefluss an irgendeiner Stelle unterbrochen, zum Beispiel durch grobe Übergänge oder ausschweifende Formulierungen?
- Sind die einzelnen Sätze klar verständlich oder bieten sie Raum für Interpretationen?
- Passt der Stil des Textes zur Zielgruppe?
- Gibt es vermeidbare Wiederholungen oder Redundanzen im Text?
- Ist die Wortwahl gut gelungen oder könnte sie noch lebendiger gestaltet werden?
Letztlich hängt beim Lektorat vieles vom subjektiven Sprachgefühl ab. Eindeutige Fehler wie ein falsch gesetztes Komma sind verhältnismäßig einfach zu korrigieren, wohingegen sprachliche Unsauberkeiten nicht von allen gleich wahrgenommen werden. Es ist daher völlig normal, wenn du teilweise anderer Meinung als die Lektorin oder der Lektor bist. Als Kunde entscheidest du, welche Formulierung du bevorzugst – das Lektorat gibt dir lediglich Hilfestellungen.
Darüber hinaus sind die folgenden Kenntnisse vonnöten:
- Ein Verständnis von Kohärenz und Textstruktur: Bin ich in der Lage, schnell zu erfassen, wie ein Text strukturiert werden sollte? Ist der Text semantisch zusammenhängend?
- Unter Umständen ein großes Allgemeinwissen: Kenne ich mich bei rechtlichen, technischen, medizinischen Themen so gut aus, dass ich auch inhaltliche Korrekturen vornehmen kann?
- Methodisches Arbeiten und kritische Denkfähigkeit: Kann ich textliche Inkonsistenzen erkennen und Inhalte hinterfragen?
- Empathie und Zielgruppenverständnis: Kann ich mich in die Zielgruppe hineinversetzen und verstehen, was für sie wichtig ist?
- Feinfühligkeit beim Feedback: Kann ich der Texterin bzw. dem Texter mein Feedback freundlich und verständlich näher bringen?
Exkurs: sprachliche Fähigkeiten
Ob Lektorat oder Korrektorat: Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist es, den Text auf sprachliche Korrektheit zu überprüfen. Problematisch daran ist, dass nicht jede und jeder über dieselbe sprachliche Sicherheit verfügt, weshalb ein Lektorat gerne mal abgegeben wird an eine andere Person.
Die schlechte Nachricht: Richtig lösen lässt sich diese Herausforderung nicht. Die gute Nachricht: Du kannst dich Stück für Stück verbessern und deine Fähigkeiten trainieren. Natürlich musst du wissen, wann du zum Beispiel ein Komma vor ein „und“ setzt oder wann ein Wort zusammen- oder auseinandergeschrieben wird. Eine gute Möglichkeit, um solche und andere Fälle zu üben, ist es, dass du eigene Texte schreibst und diese lektorieren lässt. Sieh dir die Fehler an, verinnerliche die dahinterliegende Struktur und hake ggf. nach, wenn dir etwas klar ist. Frei nach dem Motto: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Texte automatisch lektorieren lassen: Kann ein KI-Lektorat den Menschen ersetzen?
ChatGPT, Gemini, Copilot und viele weitere KI-Anwendungen sind längst in aller Munde. Texte lassen sich mit ihrer Hilfe in Windeseile erstellen – Gleiches gilt für Lektorate. Ganz gleich, wie lang der Text letztlich ist, mit dem entsprechenden Prompt korrigieren ihn die KIs in wenigen Augenblicken und nehmen auch inhaltliche und strukturelle Veränderungen vor.
Vorsicht ist jedoch geboten: Die KI kann ihrerseits Fehler übersehen oder sogar einbauen. Außerdem muss der Prompt immer wieder spezifiziert und konkretisiert werden, damit das Ergebnis dem nahekommt, was du dir vorstellst. Ein Beispiel soll genau dies verdeutlichen.
Ein Beispiel für ein KI-Lektorat mithilfe von ChatGPT
Im ersten Schritt wird ChatGPT (GPT 4) ein bewusst fehlerhafter Text vorgelegt. Dieser lautet wie folgt:
Ein Seerosenteich ist eine wunderbare Bereicherung für jeden Garten. Die schönen Blüten der Seerosen sorgen für farbliche Akzente und ziehen viele nützliche Insekten an. Um einen Seerosenteich anzulegen muss man zuerst ein Loch graben und eine Teichfolie hineinlegen. Danach wird der Teich mit Wasser gefült, und die Seerosen werden eingepflanzt. Es ist wichtig dass der Teich mindestens 1,5 Meter tief ist, damit die Seerosen gut wachsen können. Fische können ebenfalls im Teich gehalten werden, was jedoch nicht immer notwendig ist. Seerosenteiche benötigen regelmässige Pflege, um die Wasserqualität und das Gleichgewicht der Pflanzen zu erhalten.
Der Prompt sieht im ersten Schritt vor, dass ChatGPT sprachliche und inhaltliche Fehler fett markiert:
Ein Seerosenteich ist eine wunderbare Bereicherung für jeden Garten. Die schönen Blüten der Seerosen sorgen für farbliche Akzente und ziehen viele nützliche Insekten an. Um einen Seerosenteich anzulegen, muss man zuerst ein Loch graben und eine Teichfolie hineinlegen. Danach wird der Teich mit Wasser gefüllt, und die Seerosen werden eingepflanzt. Es ist wichtig, dass der Teich mindestens 1,5 Meter tief ist, damit die Seerosen gut wachsen können. Fische können ebenfalls im Teich gehalten werden, was jedoch nicht immer notwendig ist. Seerosenteiche benötigen regelmäßige Pflege, um die Wasserqualität und das Gleichgewicht der Pflanzen zu erhalten.
- ChatGPT hat die beiden fehlenden Kommata korrekt identifiziert. Auch die zwei Rechtschreibfehler wurden richtig korrigiert. Allerdings wurde ein inhaltlicher Fehler (Seerosenteiche sind in der Regel nicht 1,5 Meter tief) übersehen.
Im zweiten Schritt soll ChatGPT den Text ansprechender formulieren, ohne Inhalte zu streichen oder zu ergänzen. Der Text darf nach eigenem Ermessen umstrukturiert werden, soll aber kohärent sein. Außerdem soll er fehlerfrei sein:
Ein Seerosenteich ist eine wunderbare Bereicherung für jeden Garten. Die farbenfrohen Blüten der Seerosen setzen reizvolle Akzente und ziehen viele nützliche Insekten an. Um einen Seerosenteich anzulegen, beginnt man mit dem Graben eines Lochs, in das anschließend eine Teichfolie eingelegt wird. Danach füllt man den Teich mit Wasser und pflanzt die Seerosen ein. Es ist wichtig, dass der Teich mindestens 1,5 Meter tief ist, damit die Seerosen gut wachsen können.
Fische können ebenfalls im Teich gehalten werden, dies ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Ein Seerosenteich benötigt regelmäßige Pflege, um die Wasserqualität und das Gleichgewicht der Pflanzen zu erhalten.
- Der Text klingt deutlich besser und flüssiger als vorher. Der inhaltliche Fehler ist weiterhin nicht korrigiert worden. Die „man“-Formulierung ist etwas unschön, wurde aufgrund des fehlenden Hinweises im Prompt aber nicht verändert.
Dies ist nur ein kleines Beispiel für KI-Lektorate. Je nach Prompt und dessen Detailtiefe entstehen andere, womöglich weit bessere Ergebnisse. Dennoch gilt: Möchtest du ein Lektorat mithilfe einer Künstlichen Intelligenz durchführen, ist es unerlässlich, dass du selbst noch mal einen Blick auf das Resultat wirfst. Aktuell ist die KI noch nicht in der Lage, ohne Ausnahme garantiert fehlerfreie und stilistisch ansprechende Texte auszugeben – weder in der Erstellung noch im Lektorat.